Trump setzt harte Linie durch

Eine Woche vor der Deadline im Handelsstreit mit der EU am 9. Juli verkünden die USA und Vietnam eine Einigung im Zollkonflikt. US-Präsident Donald Trump setzte sich mit seiner harten Linie durch. Auf die Europäer wartet eine komplizierte Verhandlungsrunde.

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Vietnam zählt ökonomisch zum Einflussbereich Chinas und galt über Jahre hinweg als Ausweichstandort chinesischer Exporteure, um bestehende US-Zölle zu umgehen. Damit dürfte es schon bald vorbei sein, denn die USA haben genau diese Geschäftspraxis ins Visier genommen.

USA dominieren Verhandlungen

Am Mittwoch verkündete Donald Trump das Ergebnis der Handelsgespräche mit Vietnam. Und diese fielen spektakulär aus, zumindest aus Sicht der Amerikaner. Vietnamesische Unternehmen werden künftig Zölle in Höhe von 20 Prozent für den Zugang zum amerikanischen Binnenmarkt zahlen müssen. Eine zusätzliche Strafabgabe von 20 Prozent fällt an bei sogenannten Transshipments, also Umleitungsexporten von Waren, die in Wahrheit aus anderen Standorten stammen, zum Beispiel aus China, das diese Praxis vor allem in der Textilwirtschaft in der Vergangenheit intensiv nutzte.

Die Botschaft der Verhandlungen ist klar: Wer nach den Regeln Washingtons spielt, erhält zwar einen harten, aber dennoch gangbaren Deal. Und er kauft sich ein in den größten Binnenmarkt der Welt, die USA.

Auf seiner Medienplattform Truth Social zeigte sich Trump zufrieden. Vietnam werde sich künftig amerikanischen Unternehmen vollständig öffnen. Sämtliche Zölle werden aufgehoben. Es ist ein politischer Doppelschlag, der dem Präsidenten hier gelungen ist. Neben dem freien Marktzugang für heimische Unternehmen geht das Signal an andere asiatische Staaten im chinesischen Einflussbereich: Wer mit uns in Zukunft Handel treiben will, muss sich von Peking teilweise emanzipieren und unsere Spielregeln akzeptieren.

Böses Omen vor EU-Deadline

Das durchaus asymmetrische Ergebnis der Gespräche mit Vietnam lässt für die anstehenden Abschlussverhandlungen mit der Europäischen Union aus EU-Sicht nichts Gutes ahnen. In Brüssel hatte man vorsorglich bereits Gegenzölle in Höhe von 95 Milliarden Euro für den Fall des Scheiterns der Gespräche mit Trump angedroht.

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Im Detail sehen die Kontermaßnahmen der EU Strafzölle gegen zahlreiche US-Produkte wie Stahl, Aluminium, Motorräder, Jeans, landwirtschaftliche Erzeugnisse und weitere Industriegüter vor. Zudem war die Rede von möglichen Exportbeschränkungen für Stahlschrott und chemische Produkte im Wert von 4,4 Milliarden Euro.

Wie ernst die Amerikaner diese Drohungen nehmen werden, bleibt abzuwarten. Dass sie derzeit am längeren Hebel sitzen, zeigt sich am Fall der deutschen Automobilindustrie, einem Schlüsselsektor der europäischen Wirtschaft. Verdoppeln die USA ihre Zölle wie angedroht auf 50 Prozent, dürfte das Exportgeschäft fürs Erste gestorben sein. Das wäre ein schwerer Schlag für eine Branche, die bereits in einer existenziellen Krise um ihre Zukunft kämpft.

Ein Element, das öffentlich weniger diskutiert wird, sind die nicht-tarifären Handelshemmnisse der Europäischen Union. Es wird Brüssel schwerfallen, die Kataloge von Harmonisierungsvorschriften und Klimaregulierungen gegen die harte Haltung der Amerikaner zu verteidigen. Doch genau hierin liegt das Erfolgsrezept der EU-Europäer: Ihr Protektionismus wirkt im Verborgenen, wird moralisch mit dem Kampf gegen den Klimawandel aufgeladen und auf diese Weise gegen Kritik immunisiert. An dieser Stelle trifft Trump auf die letzte und stärkste Verteidigungslinie Brüssels.

Schwacher Dollar belastet zusätzlich

Bis zur Deadline am 9. Juli gelten für den Export von Waren aus der EU amerikanische Einfuhrzölle von 10 Prozent. Im Fahrzeugbau 25 Prozent und für die Stahlbranche 50 Prozent. Sollten die Gespräche scheitern, droht den Europäern ein globaler Zollsatz von 50 Prozent. Das dürfte das Aus bedeuten für das Exportgeschäft mit Luxusgütern und Produkten höherer Verarbeitungstiefe aus der EU.

Neben die Zollsätze tritt mit der deutlichen Abwertung des US-Dollar, der in den vergangenen Monaten über 10 Prozent an Wert zum Euro verlor, eine weitere Hürde für europäische Exporteure. Der schwache Dollar wirkt wie eine zusätzliche Zollbarriere im US-Geschäft.

Dass für die USA Handlungsbedarf besteht, kann angesichts des riesigen Handelsdefizits nicht bezweifelt werden. Allein im vergangenen Jahr betrug das Defizit zwischen den USA und der Europäischen Union etwa 200 Milliarden Euro.

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Aus Sicht der Amerikaner, die über Jahrzehnte hinweg den Dollar als Weltreserve- und Leitwährung etabliert haben, hat sich die Kalkulation in ihr Gegenteil verkehr. Die hohe Nachfrage nach US-Dollar und Dollar-Derivaten wie US-Staatsanleihen, quasi als Schmiermittel des globalen Finanz- und Kreditsystems, hat dem Dollar eine Stärke verliehen, die zur schleichenden Deindustrialisierung der Heimat geführt hat. Produktion war andernorts einfach günstiger, zurück blieben der Rust Belt und soziale Krisenherde.

Die Handelspolitik von Donald Trump verfolgt unverkenntbar das Ziel, dieses Defizit zu eliminieren, die USA wieder zu re-industrialisieren und damit die soziale Krise zu überwinden, die das Aus der Industrie in den betroffenen Regionen bewirkt hat. Trump wird versuchen, die Handelspartner der USA mit der harten Hand dazu zu bringen, ihren Beitrag zum Comeback der US-Industrie zu leisten.

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Kommentare ( 16 )

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16 Comments
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Reinhard Peda
4 Stunden her

„Allein im vergangenen Jahr betrug das Defizit zwischen den USA und der Europäischen Union etwa 200 Milliarden Euro.“ Das Handelsdefizit mit den USA hätten Gewinnmaximierer mit höheren Löhnen für ihre Beschäftigten ausgleichen können. Gut, ist nicht deren Aufgabe. Zu den Aufgaben von Politikern gehört es, keine Handelsdefizite mit anderen Staaten zuzulassen. Und was machen die Politiker? Sie führen Handelskriege untereinander, der ihren Bürgern keinen wirtschaftlichen Wohlstand generiert. Sie können als Unternehmer die produktivste Firma der Welt haben, wenn ihre Kunden kein Geld zum kauf ihrer Produkte haben, folgen Sie ihren Kunden in die Armut. Das selbe Problem taucht auch beim… Mehr

Jens Frisch
7 Stunden her

„Die Handelspolitik von Donald Trump verfolgt unverkenntbar das Ziel, dieses Defizit zu eliminieren, die USA wieder zu re-industrialisieren und damit die soziale Krise zu überwinden…“

America first – eigentlich Aufgabe jeder Regierung!

jopa
3 Stunden her
Antworten an  Jens Frisch

Frage: JEDER Regierung, auch der deutschen??

Mausi
8 Stunden her

Ich frage mich, wem die Maßnahmen der EU mehr schaden werden: Der EU-Wirtschaft oder den Amerikanern. Denn wie ersetzt die EU die Importe? Wie verwendet sie die „Waren“ mit Exportverbot?
Hinzu kommt in meinen Augen: Ist ein Markt erstmal verloren, kostet es viel Aufwand, ihn später zurückzuerobern. Und der Markt der USA ist nunmal unendlich viel größer als der EU-Markt.

Kassandra
7 Stunden her
Antworten an  Mausi

Besonders das mit dem Stahl scheint kurz gedacht – zumal die Schwerindustrie seit Habeck im Niedergang zu betrachten ist und es uns zu Zeiten an Grundlast mangelt. Bleibt zu registrieren:
Brüssel macht uns fertig – wie Berlin auch.

Punti
6 Stunden her
Antworten an  Kassandra

Ja, an der Stelle musste ich auch lachen. Das wird wohl demnächst Panzer und Geschütze aus nachwachsenden Rohstoffen geben.

Parsifal
18 Stunden her

Egal was man von Trump hält, sein Pensum ist wirklich beachtlich: Die „Big Beautiful Bill“ knapp durch das Repräsentantenhaus gepeitscht, Einigungen bei Zöllen erzielt, Iran bombardiert, Grenze gesichert, etc.
Unser Bundeskanzler schafft es nicht mal, die Stromsteuer zu senken, er scheitert an einer schwindsüchtigen SPD. Dafür werden weiter fleißig Afghanen eingeflogen. Wem haben wir dafür eigentlich die „verbindliche Zusage“ erteilt? Und wo, bitte schön, wollte dieser Jemand die Zusage einklagen?
Naja, die Mehrheit der deutschen Wähler wollte es ja genau so!

Guzzi_Cali_2
18 Stunden her

Ich bin mir sicher: Trump wird als Sieger aus dem Ring steigen. Man betrachte nur mal seine Gegner in der EU: Gesichts- und eierlose Bürokraten ohne jeden Rückhalt im Volk. Und ausgerechnet DIE soll der Don ernst nehmen. Niemals.

Kassandra
19 Stunden her

„Im Detail sehen die Kontermaßnahmen der EU Strafzölle gegen zahlreiche US-Produkte wie Stahl, Aluminium, Motorräder, Jeans, landwirtschaftliche Erzeugnisse und weitere Industriegüter vor.“ . Ist uns hier eigentlich klar, dass wir als Konsumenten durch die Zölle, von der EU wie D auf Waren aus dem Ausland aufgeschlagen, viel mehr Geld ausgeben müssen, als vom Produzenten, egal wo auf der Welt, veranschlagt? https://x.com/WallStreetMav/status/1916698409827807580 Und auf die verzollte Ware samt verzollte Transportkosten schlägt „unser Staat“ dann zudem noch die Mehrwertsteuer drauf? . Wenn Trump für die Abschaffung von Zöllen eintritt – tut er dann nicht auch uns Gutes? . Zölle werden übrigens durch… Mehr

Mausi
8 Stunden her
Antworten an  Kassandra

Die Konsumenten in beiden Staaten (ja, die EU ist kein Staat) sind die Opfer dieses „Krieges“. So ist das, wenn die USA und die EU sich auseinandersetzen. Dabei hätte die EU schon längst ein Abkommen mit den USA haben können. Aber sie meint darüber entscheiden zu dürfen, ob dem EU-Kunden US-Hähnchen bekommen.

Kassandra
7 Stunden her
Antworten an  Mausi

Wie Selenskyj erkennt auch vdL nicht, wo ihr Platz im Weltengefüge inzwischen tatsächlich ist – und dass der eine wie die andere mit solchem Verhalten nur verlieren können.
Leidtragende: wie immer das Volk.

MaxVanMoritz
19 Stunden her

Die Alternative BRICS wird dadurch noch atraktiver. Das Generalproblem der Überschuldung wird dadurch nicht gelöst.
Diese Lösung wird daher kaum aus einer Demokratie kommen, eher aus China!

jsdb
19 Stunden her

die meisten Festplatten, die ich hier im Rechenzentrum habe sind „Made in Vietnnam“ … aber vom Hersteller Seagate (USA) oder Toshiba(JPN).
Das ist also ein sehr essentielles Problem…

Kassandra
8 Stunden her
Antworten an  jsdb

Ja. Letztendlich für den Endverbraucher – der ja die von vdL verlangten Zölle auf Waren von außerhalb wie die in D darauf aufgeschlagene MwSt. zu zahlen hat.
EU profitiert – da 75% der Zölle an Brüssel abgeliefert werden müssen.
Das wird noch spannend – wie mit Kanada, die sich sperrig zeigen, wohl auch.

Punti
19 Stunden her

Und wenn es dem Herrn Kolbe irgendwann gelänge, den Zusammenhang zwischen riesigen Defiziten einerseits, die Handlungsbedarf hervorrufen, und ebenso riesigen Überschüssen andererseits als ein und dasselbe Problem zu begreifen, dann wäre eine wichtige wirtschaftpolitische Erkenntnis schlussendlich auch in der TE-Redaktion angekommen. Und nach welchem Kriterien ist eigentlich der amerikanische Binnenmarkt der grösste der Welt?

Mausi
8 Stunden her
Antworten an  Punti

Das hängt ab von den Kriterien, die man anwendet: Zahl der Bürger, Zahl der Unternehmen, Wirtschaftsleistung…. Und D trägt kräftig dazu bei, dass sich jedenfalls die Wirtschaftsleistung der EU verringert. Bei der Zahl der Unternehmen bin ich mir unsicher. Viele deutsche halte ich für lebende Tote. Insofern ist die Zahl zumindest in D zu hoch.

Last edited 8 Stunden her by Mausi